Frankreich - Atlantikküste von der Gironde nach Norden
Montag, 28.05.2018
Der Start in diesen Urlaub hat sich nun mehrfach verzögert. Eigentlich sollte es bereits am Freitag oder Samstag losgehen, doch ein extrem wichtiger dienstlicher Termin am Montagmorgen führte dazu, dass wir erst danach losfahren konnten.
Auf dem Rückweg von dem Termin wollte ich noch schnell beim Leverkusener Campinghändler zwei Kleinigkeiten einkaufen, als mir auf dem Parkplatz ein anderer Campingkunde mit seinem Pkw beim Ausparken voll ins Heck fährt. Zum Glück war ich noch mit unserem Pkw unterwegs und nicht mit Emil.
Trotzdem dauern die Unfallaufnahme und zu Hause das Anfertigen der Online-Schadenmeldung für die Versicherung ganz schön lange und wir verlieren nochmal zwei Stunden. Ansonsten lassen wir den Pkw jetzt aber für die nächsten drei Wochen einfach zu Hause stehen und werden uns danach um den Schaden kümmern.
Wie die Überschrift schon sagt, soll es diesmal wieder in unser Lieblings-Urlaubsland nach Frankreich gehen. Wir entscheiden uns für eine schnelle Anreise an den Atlantik, um ab da gemütlich nach Norden immer an der Küste entlang zu bummeln.
Startpunkt soll nördlich der Gironde-Mündung auf der Ile d’Oleron sein. Vor sechs Jahren hatten wir ja schon einmal eine Tour die Küste hinunter in Richtung Süden unternommen. Dabei hatten wir die Insel ebenfalls besucht, waren aber nur für eine Übernachtung hier geblieben. Damals zog es uns einfach weiter an die „Silberküste“, jenen endlos langen Küstenabschnitt mit dem schier unendlichen Sandstrand.
Letztlich fanden wir diesen Küstenabschnitt aber relativ langweilig, vor allem weil es dort keine richtige Küstenstraße gibt, sondern immer nur Stichstraßen, die zum Meer führen und dann meistens bei irgendwelchen Campingplätzen oder sonstigen Freizeitanlagen enden.
Dagegen wird der Küstenabschnitt, dem wir diesmal folgen wollen, deutlich interessanter und abwechslungsreicher werden. Schon alleine durch die Inseln, die es dort gibt.
Die heutige Fahrt bringt uns natürlich auch einen Stau, und zwar in Lüttich. Ansonsten kommen wir ganz gut durch und fahren bis kurz vor Paris. Ja richtig, diese direkte Route über die französische Hauptstadt hatten wir bisher immer weiträumig umfahren, doch wir wollen es diesmal einfach drauf ankommen lassen, weil es definitiv die kürzeste Route darstellt. Mal sehen wie es morgen bei der Umfahrung dieses Molochs laufen wird.
1. Nacht
Pont Ste. Maxence
Parkplatz an der l‘Oise
Tageskilometer: 478
Dienstag, 29.05.2018
Gestern Abend gab es ein heftiges Gewitter nordöstlich von Paris und wir werden auch in der Nacht noch von den Randzonen getroffen, was auch schon ganz schön heftig ist. Aus der riesigen dunklen Wolke war gestern Abend die ganze Zeit ununterbrochenes Donnergrollen zu hören und unaufhörlich blitzte es im Innern der Wolke.
Wir fahren zum Supermarkt des Ortes, kaufen unser Frühstücksbaguette und frühstücken direkt auf dem großen Parkplatz. Danach geht es wieder auf die Autobahn. Nach nur einer Ausfahrt verlassen wir direkt wieder die Mautpflichtige Strecke und die Autobahn wird frei befahrbar. Jetzt sind wir also im Großraum Paris angekommen.
Für die Umfahrung von Paris leitet uns das Navi auf die Peripherique, die Ringautobahn von Paris. Als wir hier vor 30 Jahren zuletzt gefahren waren, kam man schnell und bequem dort durch. Heute sieht die Sache komplett anders aus. Selten haben wir so ein Durcheinander erlebt. Bezeichnenderweise heißt die Autobahn hier zunächst auch „A3“ - eine Nummer, die wir von zu Hause nur zu gut kennen und absolut nicht lieben.
Mit der Parisumfahrung verlieren wir weitere rund zwei Stunden. Während wir mit den anderen Autos den Stau bilden, fahren unzählige Roller- und Motorradfahrer durch die Reihen der wartenden Pkw und Lkw hindurch. Die meisten fahren dabei wie die Henker.
Außerdem sind jede Menge Kranken- und Polizeifahrzeuge mit Blaulicht und Horn unterwegs und bahnen sich ihren Weg zwischen den stehenden Kolonnen. Dabei kommen sie nur langsam voran, was wiederum den Motorradfahrern nicht passt, weil die sonst viel schneller unterwegs sind. Also versuchen viele, die mit Blaulicht fahrenden Fahrzeuge zusätzlich auch noch im Stau zu überholen. Was für ein Chaos.
Wir sind heilfroh, als wir uns auf der anderen Seite von Paris so langsam wieder von der Stadt entfernen. Trotz der hohen Mautgebühren freuen wir uns, als wir endlich wieder die Bezahlautobahn erreichen und wieder normal fahren können.
Während wir unterwegs schönes sonniges Wetter hatten und die meiste Zeit auch die Klimaanlage angeschaltet hatten, bekommen wir bei unserem Eintreffen auf der Ile d’Oleron Nieselregen und kühle Temperaturen.
Wir schauen uns noch einen Campingplatz an, der sich im Campingführer eigentlich vielversprechend anhörte. Doch die Rezeption hat bereits geschlossen, was in der Nebensaison auch kein Wunder ist. Wir fahren zu dem Stellplatz fast am Ende der Insel, wo wir auch vor sechs Jahren gestanden hatten.
Hier ist die Anzahl der Womos überschaubar und wir bekommen einen schönen Platz mit viel Freiraum zu den nächsten Nachbarn.2. Nacht
St. Denis d‘Oleron
Stellplatz Le Moulin
Tageskilometer: 638
Mittwoch, 30.05.2018
Da wir hier schon weit im Westen sind, lässt sich die Sonne morgens viel Zeit, bis sie ihre ganze Kraft entwickelt. Wir tun es ihr gleich und trödeln nach dem Frühstück erst mal noch rum.
Dann setzen wir uns auf die Räder und fahren an der westlichen Küste, der Cote Sauvage, zum Leuchtturm am Ende der Insel. Nach oben muss ich alleine klettern, bekomme dafür aber auch eine schöne Rundumsicht auf das Meer die Insel und auch in Richtung La Rochelle, wo wir in den nächsten Tagen sicherlich auch mal wieder landen werden.
Gegen Mittag kommt die Sonne so richtig raus. Die Wolken sind weg. Wir haben blauen Himmel und genießen das schöne Wetter beim Fahrradfahren. Den Campingplatz, den Hafen und das Zentrum von St. Denis d’Oleron schauen wir uns dann an.
Zurück am Wohnmobil stellen wir fest, dass wir uns mal wieder einen Sonnenbrand geholt haben. Den Grill stellen wir daher in den Schatten und bleiben selber auch die meiste Zeit im Schatten, auch wenn vom Meer her eine frische Brise weht.
Später erledigen wir die Entsorgung und füllen auch den Wasservorrat auf. Wir haben beschlossen, dass wir eine weitere Nacht auf diesem schönen ruhigen und geräumigen Stellplatz bleiben werden. Hier kann man es echt gut aushalten. Einziger Nachteil ist, dass die Datenverbindung mit dem Handy extrem schlecht ist. Aber wir halten es auch mal mit so einer schlechten Verbindung aus.
Um für eine weitere Nacht bleiben zu können, müssen wir den Platz kurz mit dem alten Zugangscode von gestern verlassen, um dann direkt wieder mit neuer Codierung einzufahren. Die Codes bekommt man bei einem Automaten gegen Zahlung per EC-Karte.
3. Nacht
St. Denis d‘Oleron
Stellplatz Le Moulin
Tageskilometer: 0
Donnerstag, 31.05.2018 (Fronleichnam, kein Feiertag in Frankreich)
Am Morgen ist es total bedeckt und es sieht auch nicht so aus, als würde der Himmel heute nochmal aufreißen. Bei schönem Wetter hätten wir von diesem Stellplatz aus sicherlich nochmal eine Runde über einen Teil der Insel gemacht. Aber so fragen wir uns, was wir mit dem Tag anfangen sollen.
Wir entschließen uns zur Weiterfahrt und planen als „Notfallziel“, wenn wir auf der Insel so gar nichts zu besichtigen finden, die Fahrt bis nach La Rochelle. In einer Stadt kann man bei schlechtem Wetter eher etwas unternehmen als auf dem Land, bzw. auf der Insel.
Zum Glück finden wir aber doch noch weitere Sehenswürdigkeiten. Irgendwie hätte ich es auch zu schade gefunden, wenn wir die Insel jetzt schon wieder verlassen hätten. Denn eigentlich ist es hier sehr schön und wir können es gut aushalten.
Unser erster Zwischenstopp findet in Boyardville statt. Vor der Küste liegt das Fort Boyard, eine Festung im Meer, die einen ovalen Grundriss von rund 70 x 30 Meter aufweist. Wir parken am Hafen von Boyardville und laufen zum Aussichtspunkt, der an einem schönen Sandstrand liegt. Es muss wohl auch irgendeine Fernsehserie oder Spielshow geben, die in dieser Festung spielt.
Während unseres Besuchs herrscht Ebbe und das Meer ist weit weg. Der kleine Hafen ist durch ein Schleusentor abgesperrt, so dass die vielen Sportboote alle ausreichend Wasser unter dem Kiel haben.
Danach überlegen wir auf einen komfortablen Campingplatz mit Schwimmbad weiter zu fahren. Doch als wir dort eintreffen, hat die Rezeption gerade Mittagspause. Ich schaue mir den Platz an und finde ihn ganz gut, aber irgendwie durch die vielen Bäume auch etwas dunkel. Im Sommer bestimmt ganz gut, aber bei dem heutigen Wetter nicht so schön.
Auf dem Weg zum Campingplatz hatten wir noch einen Hinweis auf einen Stellplatz in Le Chateau d’Oleron gesehen, der von der Gemeinde betrieben wird. Den schauen wir uns auch mal an. Und siehe da, es handelt sich mal wieder um einen ehemaligen Campingplatz, bei dem die Zufahrt wieder nur über einen Automaten gesteuert wird.
Außerdem gibt es nur wenige Bäume, so dass wir schön „sonnig“ stehen können, zumindest wenn Sonne da wäre.
Der Platz liegt direkt an der Uferstraße, der Route der Austern. Man muss zum Strand nur die Straße überqueren und ist direkt am Meer. Der Platz gefällt und wir checken hier für eine Nacht ein.
Nach dem Mittagessen machen wir einen Spaziergang nach Le Chateau. Auf der zum Meer gelegenen Stadtbefestigungsmauer gehen wir ein ganzes Stück und haben eine schöne Sicht auf das Meer. Dann bummeln wir noch durch die Gassen mit den Geschäften und gehen schließlich zum Stellplatz zurück.
In dieser Zeit ist das Meer mit großer Geschwindigkeit zurück gekommen. Wo bei Beginn des Spaziergangs noch ewig weites Watt war, gibt es jetzt schon wieder Wasser. Dabei ist der Strand auf einen schmalen Streifen zusammengeschrumpft.
4. Nacht
Le Chateau d‘Oleron
Stellplatz Municipal
Tageskilometer: 34
Freitag, 01.06.2018
Zum Frühstück setzen wir uns noch ins Wohnmobil, weil es draußen leicht am tröpfeln ist. Später reißt der Himmel auf und wir bekommen einen richtig tollen Sonnentag.
Als erstes fahren wir heute nochmal nach Le Chateau. Dort hatten wir gestern einen Tagesparkplatz für Wohnmobile gesehen. Das Übernachten ist hier verboten, doch tagsüber darf man dort nahe dem Stadtkern parken. Die Parkplätze sind ausdrücklich für Wohnmobile reserviert.
Wir drehen von hier aus eine Runde durch die Festung, den Hafen und das Zentrum. Das ist jetzt auch die Zeit, in der der Himmel so richtig aufreißt. Für unseren Sonnenbrand von Vorgestern, besonders für meinen, ist das natürlich nicht so günstig. Aber die leichte Meeresbrise verhindert schon wieder, dass ich rechtzeitig auf langärmelig umstelle, weil es sich gar nicht so heiß, sondern einfach nur angenehm warm anfühlt.
Insgesamt gefällt mir von Le Chateau der Hafen am besten. Er ist nicht so groß, doch trotzdem sind hier viele von diesen flachen Schiffen, mit denen die Austernzüchter unterwegs sind. Außerdem gibt es hier auch einige sehr bunte Boote und vor allem viele bunte Häuser am Hafenbecken. Da jetzt die Sonne scheint, leuchten die Farben auch so richtig schön.
Nach unserem Rundgang verlassen wir die Ile d’Oleron wie wir gekommen sind - über die Brücke in Richtung Marennes.
Unser nächstes Ziel ist die Festungsstadt Brouage. Sie liegt nur ein paar Kilometer nordöstlich. Die Festung, in der früher rund 5000 Soldaten stationiert waren, hat einen quadratischen Grundriss mit rechtwinklig angelegten Straßen.
Sie diente der Sicherung des Hafens, der sich früher hier befand. Mittlerweile liegt die Festung jedoch drei Kilometer vom Meer entfernt. Nachdem der Hafen versandete, verlor auch die Festung ihre Bedeutung.
Es ist die Besichtigungsrunde durch die Festung, die meinen Sonnenbrand dann endgültig wieder herruft. Schon bei der Rückkehr am Wohnmobil spüre ich, wie die Schultern glühen.
Nach einem Tässchen Kaffee fahren wir weiter. Und wir schlagen nochmal einen Haken. Bevor wir uns nun unwiderruflich nach Norden wenden, möchte ich gerne noch einmal einen Blick über die Mündung der Gironde werfen.
Dafür steuern wir einen Campingplatz direkt an der äußersten Mündung an. Der Platz liegt unterhalb eines Leuchtturms und gehört zu der Campingkette „Yelloh!“, deren Plätze eigentlich immer einen ganz erfreulichen Standard bieten. Wir checken ein und bekommen noch einen kleinen Rabatt für die ADAC-Campingcard.
Bis zum Atlantik sind es nur 200 Meter und wir machen uns natürlich direkt nach dem Aufbau auf den Weg zum Strand. Außerdem gehen wir, nachdem wir dann noch gegrillt hatten, auch noch in die andere Richtung an das Ufer der Gironde. Von hier können wir in der Ferne eine Fähre erkennen, die auf dem Rückweg vom Südufer nach Royan am Nordufer ist.
Wenn morgen das Wetter hält, werden wir sicherlich unseren Aufenthalt auf diesem schönen Platz noch etwas verlängern, bevor wir dann doch mal in Richtung Norden reisen werden.
5. Nacht
Les Mathes
Camping Yelloh Village - Parc de la Cote Sauvage
Tageskilometer: 55
Samstag, 02.06.2018
Heute haben wir den ganzen Tag strahlend blauen Himmel und bleiben daher noch auf diesem Campingplatz. Dabei unternehmen wir nichts Großartiges, sondern halten uns am Campingplatz und am Strand auf.
Eigentlich wollten wir heute wegen der Sonnenbrände ja gar nicht in die Sonne, aber bei dem Wetter bleibt es einfach nicht aus, dass wir eine Runde Schwimmen gehen. Und natürlich auch zum Strand. Allerdings gehen wir dort nicht schwimmen, sondern begnügen uns damit, die Füße ins Wasser zu halten.
Wir verbringen einen schönen ruhigen Tag, den wir am Abend dann noch mit einer DVD abschließen.
6. Nacht
Les Mathes
Camping Yelloh Village - Parc de la Cote Sauvage
Tageskilometer: 0
Sonntag, 03.06.2018
Heute Morgen ist der Himmel bewölkt. Beim Frühstück hören wir im Südwesten Donnergrollen aus Richtung einer großen schwarzen Wolke. Trotzdem entscheiden wir uns dafür, heute noch auf diesem Platz zu bleiben und einfach noch einen weiteren ruhigen Tag zu verbringen.
Nach dem Frühstück gibt es einen Regenschauer und wir stellen fest, dass das Wasser genau in den Bereich vor unserem Eingang läuft und sich dort sammelt. Da es sich nur um einen kurzen Schauer handelt ist das eigentlich nicht schlimm, doch wenn es heute nochmal richtig regnen und gewittern sollte, könnten wir uns plötzlich in einer großen Pfütze wiederfinden.
Der Campingplatz ist sowieso ziemlich leer und wir finden zwei Parzellen weiter einen Platz, wo wir vermutlich vor dem sich sammelnden Wasser sicher sein werden. Kurzentschlossen setzen wir Emil daher um. Das dauert kaum mehr als 10 Minuten, dann haben wir alles wieder aufgestellt. Natürlich sagen wir auch bei der Rezeption Bescheid, damit wir nicht aus Versehen einen reservierten Platz belegen.
Der Tag verläuft dann aber doch wieder ganz anders als wir erwartet hatten. Gegen Mittag setzt sich nämlich dann doch die Sonne durch und der Nachmittag wird sehr schön. Tina geht ausgiebig schwimmen und ich mache eine kleine Radtour an der Küste in Richtung Süd-Ost.
Der nächste Ort La Palmyre erinnert sehr an die Touristenorte am Mittelmeer. Es gibt zahlreiche Campingplätze, Mobilheim- und Ferienhausanlagen. Außerdem die ganze übliche Touristen-Infrastruktur und sogar einen kleinen Zoo. Letztlich ist das aber auch verständlich. Der Küsten- bzw. Strandabschnitt sieht einfach total perfekt aus.
Die Küche bleibt heute übrigens kalt und wir holen uns in der Snackbar des Campingplatzes eine Pizza.
7. Nacht
Les Mathes
Camping Yelloh Village - Parc de la Cote Sauvage
Tageskilometer: 0
Montag, 04.06.2018
Als erstes fahren wir heute mit Emil nach La Palmyre. Da Tina gestern bei meiner kleinen Radtour nicht dabei war, will ich ihr wenigstens mal zeigen, wie es hier aussieht.
Danach steuern wir La Rochelle an. Gegen Mittag erreichen wir den Camping Municipal und müssen feststellen, dass die angegebenen Öffnungszeiten - ab 1. Juni nämlich - nicht stimmen. Der Platz wird erst am 21. Juni geöffnet. Das war also schon mal nichts.
Als nächstes fahren wir auf den Stellplatz von La Rochelle. Aber nicht den, auf dem wir vor sechs Jahren waren. Es gibt einen zentrumsnahen Stellplatz auf einem P+R Parkplatz, der als gemischter Parkplatz genutzt wird. Die Anfahrt war nicht ganz einfach, da die Geo-Koordinaten der Ausfahrt im Stellplatzführer angegeben waren. Und die Ausfahrt liegt an einer anderen Straße als die Einfahrt.
Das Navi führt uns also auf die Rückseite des Geländes und wir drehen mehrere Kreise, bevor wir endlich die Zufahrt finden können.
Von hier aus kann man bequem zu Fuß ins Zentrum von La Rochelle gelangen. Wir drehen eine ausgiebige Runde am alten Hafen, vor allem im Bereich der alten Wehrtürme, zwischen denen früher eine Kette gespannt werden konnte, um das Hafenbecken abzusperren.
8. Nacht
La Rochelle
Stellplatz P+R Jean Moulin
Tageskilometer: 101
Dienstag, 05.06.2018
Wir brechen ohne Frühstück auf und kaufen erst mal ein Baguette. Danach geht es zum Frühstück auf den Parkplatz an der Brücke zur Ile de Ré. Allerdings bleiben wir auf dem Festland und sparen uns die Fahrt auf die Insel.
Das Wetter ist nicht sonderlich stabil und wir wissen nicht so richtig, was wir mit diesem Tag anfangen sollen. Und so bummeln wir an der Küste entlang, frischen Erinnerungen unserer Fahrt von 2012 auf und hoffen auf einen schönen Stellplatz mit Blick aufs Meer, wo wir für heute Schluss machen können mit dem Fahren.
Aber es kommt nichts. Zwar fahren wir an unzähligen Campingplätzen, Mobilheimanlagen und Feriensiedlungen vorbei, aber ans Wasser kommt man als Womo-Fahrer nicht ran. Und so fahren wir immer weiter und landen schließlich schon heute auf der Ile de Noirmoutier.
Von unserer letzten Fahrt hierher erinnern wir uns noch gut an einen sehr schönen Campingplatz auf der Spitze der Insel, wo man erhöht auf der Landzunge steht und von sehr vielen Plätzen aus auf das Meer schauen kann. Und genauso wird es. Wir bekommen einen schönen Platz mit freiem Blick. Allerdings muss man auch sagen, dass man hier bei Sturm wohl nicht stehen möchte.
Zum Tagesabschluss machen wir dann noch einen Spaziergang durch den Hafen, der hier mehrere Becken hat und in dem sehr viele Fischer- und Sportboote liegen. Rund um den Hafen gibt es zahlreiche Geschäfte und Restaurants. Aber darum wollen wir uns morgen dann mal ausführlicher kümmern.
9. Nacht
L’Herbaudiere (Ile de Noirmoutier)
Camping Municipal „La Point“
Tageskilometer: 216
Mittwoch, 06.06.2018
Heute ist es schon am Morgen total bedeckt und es gibt auch immer mal kurze Regenschauer. Insgesamt ein Wetter, bei dem wir uns nichts Großes vornehmen möchten.
Eine Radtour führt mich nach Noirmoutier, also in das Stadtzentrum. Hier findet am 07. Juli der Grand Depart, also die Eröffnung der diesjährigen Tour de France statt. Gestern waren wir schon die ganze Zeit auf der Strecke der ersten Etappe gefahren und überall gab es Zeichen der Vorfreude auf das große Sportereignis. Viele Menschen haben schon jetzt irgendwelche bunten Fahrräder an die Straßen gestellt, um ihrer Vorfreude Ausdruck zu verleihen.
Außerdem finden auf weiten Teilen der Strecke Straßenbauarbeiten statt, um die Fahrbahn für das Rennen schön herzurichten. Manche Gemeinden nutzen diese Gelegenheit und gestalten die ganze Straße direkt komplett um, indem sie Radwege und Grünstreifen anlegen.
Ganz anders heute in Noirmoutier. Hier sehe ich nur ein einziges Plakat, dass auf den Grand Depart hinweist, und das ausgerechnet auch nur im Büro der Touristeninformation. Wenn ich da an den Start am Mont St. Michel denke oder einige Jahre vorher in Monaco, da gab es überall schon lange vor dem eigentlichen Start Erinnerungsstücke, vor allem die Radtrikots in den Farben der Wertungsführenden.
Sehr merkwürdig, aber morgen fahren wir nochmal in Ruhe in den Ort und werden nochmal richtig nachschauen. Heute war ich ja alleine unterwegs und praktisch nur auf der Durchfahrt.
Auf Höhe der Stadt wechsle ich an das östliche Ufer der Insel und fahre wieder in Richtung der nördlichen Landspitze zurück. Es gibt hier viele schöne Strände, wo man es bei besserem Wetter bestimmt gut aushalten könnte. Und auch viele Campingplätze, wo man sich dann hinstellen könnte.
Besonders springt mir ein Campingplatz ins Auge, wie aus den Anfangszeiten des Campings. Die Sanitäreinrichtung sind von der allereinfachsten Art und bestimmt schon einige Jahrzehnte älter als ich selber. Später sehe ich, dass der Platz auch eine Homepage hat, die topmodern gestaltet ist, so dass man denken könnte auf einem ganz tollen Platz zu landen. Immerhin lese ich in einem Campingverzeichnis einen Kommentar, dass die alten Sanitäreinrichtungen innen absolut sauber sein sollen.
Am Nachmittag gibt es eine Phase, in der das Wetter etwas stabiler wird. Nach wie vor ist es bedeckt, aber es gibt für eine ganze Zeit keine Regentropfen. Tina nutzt diese Regenpause und macht sich auf den Weg zu einem Bummel durch die Shops des Hafenstädtchens.
10. Nacht
L’Herbaudiere (Ile de Noirmoutier)
Camping Municipal „La Point“
Tageskilometer: 0
Donnerstag, 07.06.2018
Bis auf kleine blaue Lücken in der dichten Wolkendecke ist das Wetter heute so ähnlich wie gestern. Immerhin machen wir am Mittag aber eine kleine Radtour ins Städtchen und besichtigen auch die Burg von Noirmoutier. Vom Wehrgang am oberen Ende der Mauern hat man eine schöne Rundumsicht auf die Insel.
Wir bummeln auch noch etwas durch die Fußgängerzone, die von ihren Dimensionen her mal wieder klar macht, dass es im Sommer Unmengen an Touristen hier geben muss. Kaum zu fassen, dass eine Stadt mit nur knapp 5.000 Einwohnern für so etwas Verwendung hat.
In genau einem Geschäft gibt es sogar Shirts zur Tour de France. Aber keine Radtrikots sondern ganz normale Polo- und T-Shirts mit Aufdruck.
An der Kasse der Burg liegt ein Flyer zur Tour aus. Komischerweise wird dort die Route so dargestellt, als würde das Rennen über die Brücke und nicht durch die Passage du Gois geführt. Leider muss ich später dann feststellen, dass diese Info stimmt. Während es im Februar noch hieß, dass die Tour über die Passage geführt wird, hat man dies nun geändert.
Auf der französischen Tour-Seite finde ich die Info, dass dies an der gleichzeitig stattfindenden Fußball-WM liegt. Wegen der WM hatte man den Tourstart um eine Woche verlegt, um dann festzustellen, dass dann die Zeiten von Ebbe und Flut nicht mehr zu einer Fahrt über „die Gois“ passen. Ein User kommentiert das witzigerweise so, dass es ja wohl ein Skandal ist, dass sich die Tour nach den Gezeiten richten muss, und fragt: „Was unternimmt die Regierung dagegen?“ 😊
Aber egal, ich muss am 07. Juli voraussichtlich ja sowieso arbeiten und kann den Grand Depart eh nicht live verfolgen. Schade.
Aber eine gute Nachricht gibt es noch: Am Abend hat es ein Ende mit den Wolken. Den ganzen Tag über zog die Wolkendecke in westlicher Richtung über uns hinweg. Und dann plötzlich wie mit dem Lineal gezogen eine Kante und dahinter nur noch wolkenloser blauer Himmel. Und plötzlich bekommt alles hier viel lebendigere Farben. Vor allem das Meer ist nicht mehr grau, sondern leuchtet jetzt schön blau, so dass wir uns gar nicht satt sehen können.
11. Nacht
L’Herbaudiere (Ile de Noirmoutier)
Camping Municipal „La Point“
Tageskilometer: 0
Freitag, 08.06.2018
Gestern Abend sind wir noch in einen Bienenschwarm geraten. Der war wohl auf der Suche nach einer Stelle zur Übernachtung. Zum Glück hatten wir alle Luken dicht, aber es war schon ein merkwürdiges Gefühl von innen zu sehen, wie Duzende von Bienen immer wieder mit Anlauf gegen das Wohnmobil fliegen. Als es dann richtig dunkel wird, hören die „Attacken“ auf und heute Morgen sind keine Spuren mehr von den Bienen zu sehen.
Wir reisen heute ab und verlassen auch direkt die Insel, um weiter nach Norden zu ziehen. Während Tina im Intermarché einkaufen geht, kümmere ich mich darum, einen Teil unserer Schmutzwäsche im Waschsalon des Supermarkts zu waschen und wieder zu trocknen.
Bevor wir die Insel verlassen, fahren wir noch kurz zur Passage du Gois. Da ist aber wegen der aktuellen Flut wenig los.
Bei St. Nazaire überqueren wir die Loire an ihrer Mündung wieder über eine dieser großen Bogenbrücken, von denen es in Frankreich ja so einige gibt. Die hier ist halt nochmal ein Stückchen höher und steiler. Irgendwie muss man ja mal feststellen, dass die Franzosen „Brücken“ wirklich können.
Unser Ziel ist die Gegend um Guérande. Hier ist DAS Zentrum der Salzproduktion in Salinen und von hier kommt auch das berühmte „Fleur de Sel“.
Im Besucherzentrum der Kooperative der Salzbauern, genannt „Terre de Sel“ schauen wir uns viele Informationen zur Salzgewinnung aus dem Meer an. Eine Führung durch die Salinen gibt es für uns heute leider nicht, da keine deutsche Führung für heute (und auch nicht für morgen) vorgesehen ist. Schade.
Von hier aus ist es nicht mehr weit zum heutigen Campingplatz. Eine schöne und gepflegte Anlage, aber leider hat das Schwimmbad hier noch nicht geöffnet. Es steht noch grünes Wasser in den Becken. Daher werden wir wohl auch nur für eine Nacht hierbleiben und morgen dann endlich mal in die Bretagne kommen. Denn das hier ist für die Bretonen natürlich Teil der Bretagne, aber eben nur historisch und vielleicht ideell. Politisch gehört die Gegend um Guérande heute zu der Region der Loire, was auch bei der letzten Gebietsreform vor zwei oder drei Jahren nicht geändert wurde.
12. Nacht
La Turballe
Camping Les Chardons Bleus
Tageskilometer: 123
Samstag, 09.06.2018
Wir fahren nach Turballe, kaufen unser Frühstücksbaguette und stellen uns auf einen Parkplatz am Hafen für das Frühstück.
Dann geht es nach Guérande, wo es ja eine schöne mittelalterliche Altstadt geben soll. Wir haben Glück und finden nur wenige Meter außerhalb der Stadtmauer einen für Emil passenden Parkplatz. In der Stadt ist heute Markttag und es ist dementsprechend voll.
Wir brauchen nichts einzukaufen, da wir für die nächsten Tage mit Lebensmitteln eingedeckt sind. Trotzdem bummeln wir durch die Straßen und Gassen, wo durch den Markttag richtig viel Betrieb ist, was die Sache ja auch interessanter macht.
Als nächstes Tagesziel haben wir uns für den schönen Campingplatz am Lac au Duc bei Ploermel ausgesucht. Hier waren wir im letzten Jahr zu ersten Mal und der Platz hatte uns richtig gut gefallen.
Die Vilaine überqueren wir an der Barrage de Arzay, wo der Fluss zu einem See aufgestaut wird. Die Straße führt über die Staumauer. Auf der anderen Seite der Staumauer ist die Wasserhöhe abhängig von den Gezeiten. Deshalb gibt es auch eine Schleuse, um Boote vom Stausee in die Meeresmündung zu entlassen. Während so einer Schleusung wird dann auch die Straße als Klappbrücke hochgeklappt und die Autos müssen warten.
Bei unserem letzten Besuch hier war gerade Ebbe und die Boote unterhalb der Staumauer lagen trocken. Heute ist Flut und auf beiden Seiten ist der Wasserstand nahezu gleich.
Auf dem weiteren Weg müssen durch ein ziemlich ausgedehntes Gewitter. Es schüttet wie verrückt, so dass die Scheibenwischer selbst auf schnellster Stufe nicht mehr mitkommen. Und man ist gut beraten, schön langsam zu fahren.
Etliche Franzosen stehen mit ihren Autos und eingeschaltetem Warnblinklicht am Straßenrand und fahren gar nicht weiter. Ich vermute mal, dass das diejenigen sind, deren Wischerblätter kaputt sind.
Irgendwann sind wir aber durch und nähern uns dem Lac au Duc. Hier hatte es eben auch noch geregnet, aber wir bleiben trotzdem. Und obwohl es bei unserer Ankunft so aussieht, als würde das Wetter heute so schlecht bleiben, reißen kurze Zeit später die Wolken auf und die Sonne kommt durch. Letztlich wird das heute sogar noch ein richtig schöner Tag, bei dem ich sogar im See etwas schwimmen gehe.
Für morgen hoffe ich ebenfalls auf gutes Wetter und würde dann gerne eine Runde Kajak fahren oder mir eine Windsurfausrüstung ausleihen. Direkt neben dem Campingplatz gibt es nämlich ein Wassersportzentrum mit allen möglichen Wasserfahrzeugen zum Ausleihen.
13. Nacht
Ploermel
Camping de Lac au Duc
Tageskilometer: 102
Sonntag, 10.06.2018
Das mit dem guten Wetter hat sich heute Nacht erst einmal erledigt. Der Tag beginnt bedeckt und immer wieder gibt es leichte Regenschauer. Da aber bekanntlich die Sonne jeden Tag in der Bretagne scheint, meistens sogar mehrmals 😉, bleibt uns nicht anderes übrig als abzuwarten.
Gegen Mittag reißen die Wolken dann tatsächlich auf und als um 14 Uhr der Kajakverleih öffnet, kommt sogar die Sonne raus.
Leider werden heute wegen der Gewittergefahr keine Segelboote und auch keine Windsurfbretter verliehen. Aber einen Kajak kann ich bekommen. Allerdings wollen die mir nur so einen bescheuerten Sit-on-Top-Kajak geben. Es dauert ein wenig, die Verleiher zu überreden, mir einen richtigen Kajak zu geben.
Aber schließlich verstehen sie, dass ich kein Anfänger bin, sondern durchaus über Erfahrung mit den Booten verfüge. So bekomme ich dann doch noch einen schnittigen See-Kajak. Der ist sehr spurstabil und durchaus schnell auf dem Wasser. Dafür lässt er sich deutlich schwerfälliger drehen als dies früher bei unseren Wildwasserbooten der Fall war.
Die Stunde ist schnell um und da auch Tina Lust auf eine Runde bekommen hat, wenn auch nicht heute, wollen wir morgen dann sogar noch einmal wiederkommen.
14. Nacht
Ploermel
Camping de Lac au Duc
Tageskilometer: 0
Montag, 11.06.2018
Leider ist das Wetter heute dann endgültig grottenschlecht geworden. Und für den ganzen Tag ist Regen angekündigt.
Wir packen daher alles zusammen und fahren weiter. In direkter Nähe gibt es nichts, das wir uns anschauen wollen. Also nehmen wir mal eine ganz ungewöhnliche Richtung, nämlich nach Osten noch weiter in das Landesinnere der Bretagne, noch östlich von Rennes.
Für die meisten Bretagne-Touristen aus Deutschland besteht die Bretagne ja vor allem aus den tollen Küsten. Bei uns war es ja auch so, dass wir die zuerst mal abgeklappert sind. Fischerdörfer, Steilküsten, Austern und Muscheln - das alles ergibt ein klischeehaftes Bild der Bretagne.
Aber es gibt auch noch eine andere Bretagne. Nämlich die der Wälder, Seen und der Landwirtschaft. Schon im letzten Jahr hatten wir damit begonnen, uns das mal näher anzuschauen. Im Prinzip gehört unser Besuch am Lac au Duc ja auch mit zu diesem Thema.
Wir fahren nun also in den völlig unbekannten Ort Essé. Hier gibt es eine ganz besondere Megalith-Stätte, nämlich der Roche-au-Fées. Ein Dolmen in langer Form mit vielen seitlichen Stützsteinen und vielen zig Tonnen schweren Decksteinen.
Wir kommen im vollen Regen dort an und bleiben erst einmal zum Kaffeetrinken im Auto sitzen. Aber es hilft nicht. Der Regen hört nicht auf und wir laufen mit Regenjacken und Schirm los. Nach den obligatorischen Fotos gehen wir dann aber auch schnell wieder zum Auto zurück. So beindruckend die Felsen sind, bei dem Wetter macht es nicht wirklich Spaß dort herumzulaufen.
Danach fahren wir weiter nach Vitré. Wir haben Fotos von dieser sehr weit östlich gelegenen Festungsstadt der Bretagne gesehen. Die Burg und die alten Fachwerkhäuser ergeben ein sehr schönes Gesamtbild. Allerdings vor allem wohl bei Sonnenschein, von dem auch weiterhin jede Spur fehlt.
Wir finden im Zentrum einen großen Parkplatz am Bahnhof, der keine Höhenbalken hat und machen uns auf den Weg. Bei dem Wetter sind die schönen Gassen ziemlich ausgestorben. Es gibt nur sehr wenige andere Menschen, die so verrückt sind wie wir und hier herumlaufen.
Wir beenden diesen Besuch mit dem Fazit, dass diese Stadt einen weiteren Besuch bei schönem Wetter sicherlich lohnen würde.
Mittlerweile ist es so spät geworden, dass wir uns nun einen Platz für die Nacht suchen wollen. Nur ein paar Kilometer außerhalb von Vitré finden wir einen kleinen Stellplatz. Nur drei Mobile passen hier hin und nur noch ein Platz, nämlich unserer, ist noch frei. Die Übernachtung ist kostenlos und es gibt sogar eine Ver- und Entsorgungsstation.
15. Nacht
Val d‘Ize
Stellplatz Municipal
Tageskilometer: 153
Dienstag, 12.06.2018
Die ganze Nacht hindurch hat es geregnet. Am Morgen ist der kleine Bach, der direkt hinter unserem Auto langläuft bedenklich angeschwollen. Doch als es wieder aufhört zu regnen fällt der Wasserstand auch direkt wieder. Der Bach sieht aus, wie einer von diesen unscheinbaren Wasserläufen, die bei Sintflutregen immer so plötzlich über die Ufer treten und ganze Ortschaften überschwemmen können.
Auf der Suche nach weniger Regen wollen wir heute dann wieder zur Küste fahren. Und zwar in die Bucht von Mont Saint Michel. Im Prinzip haben wir damit den Großteil der bretonischen Halbinsel abgeschnitten, sind jetzt aber wieder am Atlantik, dem Motto dieses Urlaubs, auch wenn der hier eigentlich schon als Ärmelkanal gelten könnte.
Wir hatten überlegt, diesmal nicht wie sonst auf den Stellplatz in Beauvoir zu fahren, sondern es einmal auf dem Campingplatz unmittelbar am Ende der öffentlichen Straße vor dem Klosterberg zu versuchen.
Aber wir finden keine Zufahrt, weil überall die Straßen vorher durch Schranken abgesperrt sind. Im Campingführer lesen wir dann später, dass man sich telefonisch bei der Campingrezeption melden muss, dort einen Code für die Schranke bekommt und dann zum Campingplatz vorfahren kann.
Das lesen wir aber erst, als wir uns schon auf dem Stellplatz eingecheckt hatten. Wobei auch das nicht so einfach war, wie sonst üblich, da der Automat in diesem Jahr nur noch Kreditkarten akzeptiert und keine Maestro-Karten mehr.
Wir finden auf dem Stellplatz aber eine Camperin, der wir die Gebühr in bar in die Hand drücken und die dafür mit ihrer Kreditkarte für uns ein Einfahrtticket zieht.
Später wollen wir dann mit den Fahrrädern nach vorne Richtung Insel fahren. Zum einen, um die Zufahrt mit dem Campingplatz zu klären. Zum anderen aber auch, und das ist der Grund für unseren diesjährigen Aufenthalt, um mal wieder der eintreffenden Flut zuzuschauen.
Denn wir haben mittlerweile erfahren, dass die nicht immer gleich hoch und schnell kommt, sondern dass das immer von dem sogenannten Koeffizienten abhängig ist. Und der ist rund um den morgigen Neumond mal wieder recht hoch angesetzt.
Der Höchststand der Flut ist für 19:10 Uhr angesetzt. Wir fahren also gegen 16 Uhr mit den Fahrrädern los, so dass wir viel Zeit haben. Bei einem Zwischenstopp an dem Campingplatz erfahren wir dann, dass dieser aktuell keine weiteren Camper aufnimmt, weil die Stellflächen durch die vielen Regenfälle in den letzten Tagen total aufgeweicht sind.
Für uns geht es dann mit dem Shuttlebus weiter zum Klosterberg. Heute nehmen wir mal nicht den Weg durch den Haupteingang auf die Haupt-Einkaufsstraße mit den unzähligen Touristenshops, sondern halten uns links und gehen auf die nordwestlich gelegene Außenseite des Berges.
Hier sitzen viele Leute gelangweilt rum und wir verstehen erst gar nicht, was die alle hier wollen. Ein kleines Stück um die Insel herum gibt es noch eine kleine Kapelle. Dorthin geht man quasi über den Meeresboden, bzw. über Felsen. Allerdings gehe ich dort alleine hin.
An der Kapelle bemerke ich, dass die Flut kommt. Und zwar genau aus Richtung Nordwest. Im Grunde ist es eine kleine Flutwelle, die wie ein kleiner Tsunami aussieht. Da ich für Tina auf dem Weg zur Kapelle außer Sicht war, fängt sie an, sich Sorgen zu machen, klettert hinter mir her und rutscht auf den glatten Felsen aus. Zum Glück bleiben nur ein paar blaue Flecken.
Das Wasser steigt an der Nordwestseite rapide an. Andere Touristen, die nach meiner Rückkehr auf den sicheren Inselboden sich noch auf den Weg zur Kapelle gemacht hatten, müssen für ihren Rückweg schon so richtig über die oberen Felsen klettern. Das war durchaus knapp.
Insgesamt ist das heute aber noch nicht die höchste Flut, die kommt erst morgen Abend. Und dann rund 70 cm höher als der heutige Wasserstand. Also werden wir morgen Abend nochmal hierher kommen, um uns dieses Maximum für diese Mondphase auch einmal anzuschauen.
16. Nacht
Beauvoir
Stellplatz Mont Saint Michel
Tageskilometer: 74
Mittwoch, 13.06.2018
Wir starten heute mit schönem Sonnenwetter. Aber wir wissen ja, dass das hier an der Küste auch schnell mal wechseln kann.
Da wir gestern nur ein Ticket für eine Nacht gezogen hatten, müssen wir kurz das Gelände verlassen. Dabei erledigen wir direkt die Entsorgung vor der Schranke. Danach finden wir andere deutsche Reisemobilisten, die uns wieder ein neues Ticket mit ihrer Kreditkarte gegen Bares ziehen. Ich glaube nach diesem Urlaub wird nun aber wirklich mal eine Kreditkarte für uns fällig. Irgendwie haben wir ja doch jedes Jahr irgendwo ein Problem, wo wir mit der normalen Bankkarte nicht mehr weiter kommen.
Die Zeit für die heutige Flut hat sich gegenüber Gestern um eine dreiviertel Stunde nach hinten geschoben. Wir verbringen also einen gemütlichen Tag am Wohnmobil, bevor wir am späten Nachmittag wieder zum Berg aufbrechen.
Auch heute kommt die Flut wieder als kleiner Tsunami an der Insel an. Diese Gezeitenwelle wird im Französischen als „Le Mascaret“ bezeichnet. Und kaum schlägt die Welle ans Ufer der Insel, gerät das Wasser heftig ins Brodeln und steigt danach rasch an. Wirklich beeindruckend, und da wir diesmal drauf gewartet haben, konnte ich das Geschehen auch schön als Video aufnehmen.
Jetzt wollen wir gerne noch den Höchststand der heutigen Flut abwarten, um zu sehen, was es bedeutet, wenn ein Pegel von 12,4m erreicht wird. Bis dahin haben wir noch etwas Zeit, so dass wir uns noch ein Eis holen. Das ist natürlich wie immer total überteuert, aber einmal im Urlaub geht das ja auch mal.
Kurz vor 20 Uhr ist der heutige Höchststand erreicht und das Wasser steht am Haupteingang des Inselberges unmittelbar vor den Toren in der Befestigungsmauer. Der andere Eingang, durch den wir zuvor noch zur Rückseite der Insel gelangt waren, steht nun unter Wasser.
Natürlich haben wir noch ein paar Fotos geschossen, dann radeln wir wieder auf den Stellplatz zurück. Übrigens hatten wir gestern festgestellt, dass die Brücke zur Insel nicht mehr für Fahrräder gesperrt ist, so dass wir heute mit den Rädern bis zur Insel fahren konnten, anstatt wieder den Shuttlebus nehmen zu müssen.
17. Nacht
Beauvoir
Stellplatz Mont Saint Michel
Tageskilometer: 0
Donnerstag, 14.06.2018
Heute müssen wir den Mont Saint Michel wieder verlassen, da wir am Sonntag ja wieder zu Hause sein müssen.
Für die Nacht von Samstag auf Sonntag haben wir uns den Ort Bergues ausgesucht. Dies ist der Ort in dem der Film „Willkommen bei den Sch’tis“ gedreht wurde. Jetzt müssen wir also nur noch etwas Sinnvolles für die beiden Tage dazwischen finden.
Wir beschließen daher für heute die Fahrt nach Bayeux, wo wir uns nochmal das Museum mit dem „Teppich von Bayeux“ anschauen wollen. Bei unserem ersten Besuch hatten wir nicht mitbekommen, dass es in der 1. und 2. Etage noch ein Museum zu dem Thema gibt und hatten uns nur den „Teppich“ als solchen angeschaut. Hinterher stellen wir fest, dass es eigentlich gar nicht so schlimm war, dass wir uns das Museum vor zwei Jahren nicht angeschaut hatten. Es haut uns halt nicht vom Hocker.
Auf dem Rückweg zu Emil schaut sich Tina nochmal die beeindruckende Kathedrale von Bayeux an. Da diese nicht auf einer ebenen Fläche errichtet wurde, ist auch das Innere auf zwei Ebenen angelegt.
Wir fahren noch bis Arromanches, wo es kurz vor dem Ort einen kleinen Campingplatz mit nur einem Stern gibt. Der Platz ist sehr gepflegt und sinnvoll aufgeteilt. Wir ziehen diesen Campingplatz einem reinen Stellplatz vor, da wir nach zwei Tagen Duschen im Reisemobil doch gerne nochmal eine richtige Dusche hätten.
Für Morgen ist dann die Weiterfahrt nach Etretat geplant, das an der normannischen Steilküste liegt. Die wollen wir uns diesmal dann noch aus einem anderen Blickwinkel anschauen.
18. Nacht
Arromanches
Camping Les Bas Carreaux
Tageskilometer: 142
Freitag, 15.06.2018
Um das Frühstücksbaguette einzukaufen parken wir kurz in Arromanches auf einem Parkplatz neben dem schrecklich engen und überfüllten Stellplatz des Ortes. Hier hatten wir vor ein paar Jahren für unsere Stadt- und Museumsbesichtigung schon einmal geparkt. Auch damals hatten wir ständig die Sorge, dass wir zwischenzeitlich auf dem engen Platz zugeparkt werden könnten.
Zum Frühstück fahren wir dann noch ein Stückchen weiter. Dabei stellen wir fest, dass der andere Stellplatz des Ortes zwar etwas außerhalb liegt, aber oben auf der Klippe mit freier Sicht über das Meer. Es ist der Platz am Kino „Arromanches 360“, der allerdings über keinerlei Versorgungseinrichtungen verfügt. Aber wenn wir das vorher gewusst hätten, dann hätten wir für die Aussicht sicherlich auch auf die richtige Dusche verzichtet.
Im Ort Ver-sur-Mer biegen wir zum Strand ab und finden einen schönen großen Parkplatz ebenfalls direkt am Meer, wo wir uns für das Frühstück hinstellen. Danach bummeln wir noch etwas an der Küste entlang, bevor wir dann aber endlich der vom Navi vorgeschlagenen schnellsten Strecke nach Etretat folgen.
Hier fahren wir direkt auf den Stellplatz, auf dem wir auch schon vor ein paar Jahren waren. Und heute haben wir besonderes Glück, denn wir bekommen einen Platz ganz hinten in einer der Reihen, wo wir, da schräg aufgestellt wird, neben uns einen freien Raum haben, in den kein anderes Mobil mehr passt und dass wir für Tisch und Stühle nutzen können.
Wir laden die Fahrräder ab und fahren runter an den Strand. Dort halten wir uns dann nach links und bekommen die Bucht bei vollem Sonnenschein mit der Sonne im Rücken zu sehen. Das ist ein Spaziergang, der sich wirklich mal gelohnt hat.
19. Nacht
Etretat
Stellplatz Maupassant
Tageskilometer: 156
Samstag, 16.06.2018
Heute haben wir ein Zwischenziel und ein Tagesziel. Zuerst wollen für zum Cap-Blanc-Nez an der Opalküste knapp südlich von Calais. Im letzten Jahr waren wir hier vorbeigekommen, hatten aber keinen Platz zum Parken für Emil gefunden. Jetzt hatte ich aber gelesen, dass es dort oben doch einen für Womos geeigneten Parkplatz geben soll.
So ist es auch, und ich kann mich wirklich nicht erinnern, wie wir den im letzten Jahr nicht finden konnten, bzw. warum wir hier im letzten Jahr nicht einfach geparkt hatten.
Jedenfalls stellen wir Emil diesmal dort ab und laufen rüber zum Cap. Nach dem gestrigen tollen Panorama von Etretat hatte ich Zweifel, ob wir das heutige Cap überhaupt zu würdigen wissen würden. Aber die Sorge war unbegründet. Der Anblick dieses steilen Felsens über dem Meer ist umwerfend.
Klar, das liegt natürlich auch daran, dass wir heute trotz einiger Wolken super Sonnenschein haben. Das Meer leuchtet regelrecht in verschiedenen Grüntönen. Das hatten wir im letzten Jahr natürlich auch nicht. Es war damals bedeckt und sehr diesig.
Deshalb war es im letzten Jahr auch nicht möglich die Kreidefelsen auf der anderen Seite des Ärmelkanals bei Dover zu sehen. Aber heute sieht man die gegenüberliegende Steilküste sogar ziemlich gut.
Zwischen uns und Dover sind zahlreiche Schiffe unterwegs. Zum einen natürlich die Fähren, die trotz des Kanaltunnels immer noch gebraucht werden. Zum anderen aber natürlich auch die vielen Schiffe, die dem Ärmelkanal in Längsrichtung folgen. Auch davon war bei dem diesigen Wetter im letzten Jahr nichts zu sehen.
Danach geht es weiter nach Bergues, das ja wie ich oben schon mal geschrieben hatte, durch den Film „Willkommen bei den Sch’tis“ so richtig bekannt wurde. Natürlich hatte die Stadt mit der kompletten Stadtmauer und dem Belfried auch vorher schon einen gewissen Bekanntheitsgrad, sonst wäre ja auch das Filmteam nicht auf die Idee gekommen, hier zu drehen. Aber so richtig scheinen die Touristen erst nach dem Film den Weg hierher zu finden.
Das gilt ja auch für uns. Ohne den Film wären wir im Leben nicht an diesen Ort gekommen. In der Touristeninfo erfahren wir, dass die Stadtführung auf den Spuren des Films leider vor einer Dreiviertelstunde gestartet war. Wir müssen uns also selber zurecht finden.
Dafür bekommen wir vor der Touristeninfo aber auch entsprechende Stadtpläne mit auf den Weg. Wir finden das filmische Post-Gebäude, ein Wohnhaus aus dem Film und die Stelle am Kanal mit der „Pipi“-Pause.
Leider erfahren wir, dass die Frittenbude auf dem Platz vor dem Belfried nicht existiert. Sie war leider nur Fiktion und nur Kulisse in dem Film. Allerdings gibt es nebenan die reale Fritterie, die die Pommes für den Film an die Kulissenbude geliefert hat. Leider ist die aber bis nächste Woche geschlossen. Wir hätten uns glatt zu ein paar Fritten hinreißen lassen können.
Ohne Fritten und daher echt hungrig geht es zurück zu Emil, wo wir erstmal ausgiebig essen. Danach verbringen wir den Rest des Tages mit bummeln.
20. Nacht
Bergues
Stellplatz am Sportplatz
Tageskilometer: 335
Sonntag, 17.06.2018
Der Urlaub ist zu Ende. Wir fahren nach Hause. Unterwegs finden auch keine weiteren nennenswerten Zwischenstopps statt. Stau haben wir heute keinen und am Ende fahren wir noch über Paffrath, wo wir am dortigen Stellplatz die Tanks entleeren können.
Tageskilometer nochmal: 421
gefahrene Km: 3032