Mittwoch, 11. September 2024
Eine Woche nachdem unsere Tour durch das obere Mittelrheintal zu Ende gegangen ist, geht es heute schon wieder los. Allerdings muss ich diesmal alleine auf Reisen gehen, da Tina ja leider noch keinen Ruhestand genießen kann und weiterhin arbeiten gehen muss.
Der Titel verrät bereits, wohin es gehen soll. In die Schweiz nämlich. Außer weil es dort sehr schön ist, gibt es noch einen weiteren Grund für diese Reise. Von unserer letztjährigen Spätsommertour sind noch acht Tage bereits bezahlte Schweizer Schwerlastabgabe übrig, die in drei Wochen verfallen werden.
Im letzten Jahr hatten wir uns entschieden, die Schweiz nur zwei Mal im Transit zu durchqueren, anstatt uns dort auch noch etwas aufzuhalten. Und die Krux der Schweizer Schwerlastabgabe ist, dass man ein Paket für zehn Tage in der App kaufen muss. Die Tage sind also im Prepaid Verfahren bezahlt, auch wenn man sie gar nicht abruft. Und das Guthaben ist ab dem ersten Buchungstag nur ein Jahr lang gültig.
Vielleicht wird aus der im Moment von mir favorisierten Pässetour auch nur eine ganz normale Rundfahrt durch die Schweiz, wobei ich mich dann an der "Grand Tour of Switzerland" orientieren würde.
Grund hierfür ist der aktuelle Wetterbericht, der ab dem Wochenende für die Alpen heftige Niederschläge ankündigt, bei denen es sogar bis auf 1.000 m Höhe schneien könnte. Bei so einem Wetter sind die Schweizer Alpenpässe dann nicht mehr zu fahren. Zumindest nicht mit einem Wohnmobil.
• Das ist so richtiges Ab-in-den-Süden Wetter heute
Aber bevor es in die Schweiz geht, gibt es noch zwei Zwischenziele auf dem Weg dorthin. Zum einen will ich mich mal wieder bei Mi-Mobile in Remshalden blicken lassen und mich nach dem Stand der aktuellen Garantieanträge erkundigen.
Danach gibt es am Freitag (und Samstag) im Göppinger Werk der Fa. Märklin einen Tag der offenen Tür, so dass ich die Gelegenheit nutzen möchte, das Werk zu besichtigen. In die Schweiz geht es dann sowieso frühestens am Samstag, sofern ich nicht noch einen zweiten Tag in Göppingen dranhänge.
Aufgrund der Wetterprognose führt mich mein erster Termin heute aber zu meinem Reifenhändler. Nolwenn wird wieder auf die im Moment eingelagerten Winterräder gestellt. Dafür hatte ich erst gestern den Termin gemacht, nachdem ich den Wetterbericht gesehen hatte.
Außerdem habe ich auch wieder die Schneeketten an Bord und für die obligatorische 50 km Kontrolle der Radbolzen nehme ich den großen Drehmomentschlüssel mit. Ich fahre nämlich direkt vom Reifenhändler aus auf die Autobahn gen Süden.
Sechs Stunden brauche ich bis nach Remshalden, weil es unterwegs doch einige Verzögerungen gab. Aber ohne Verzögerung wird es vermutlich nie wieder gehen.
Bei Mi-Mobile erkundige ich mich nach dem Stand der Garantieanträge. Da habe ich nämlich die Hoffnung, dass das vielleicht im Rahmen der Rückfahrt aus der Schweiz erledigt werden könnte. Leider gibt es nichts Neues dazu.
Außerdem nutze ich die Gelegenheit, mir den 4x4 Offroad-Camper von Eura Mobil anzusehen. Das Fahrzeug selber interessiert mich eigentlich fast gar nicht. Aber es hat ein Feature, nämlich die Dachreling mit der Heckleiter, die mich interessieren. Ich bin etwas enttäuscht, dass für die Leiter, obwohl sie eigentlich oben von der Dachreling gehalten wird, trotzdem Löcher in die Heckwand gebohrt werden müssen. So gefällt mir das dann doch nicht.
Jetzt habe ich nur noch eine Mission. Nämlich die Stellplatzsuche für heute Nacht. Auf dem Weg nach Göppingen, wo ich morgen hinfahren werde, liegt Schorndorf, wo es mehrere Stellplätze gibt. Der Stellplatz am Sportpark Rems ist nach meinem Geschmack und weist vor allem genau das richtige Gefälle auf, so dass Nolwenn nicht auf die Keile muss. Das wäre bei dem heutigen Regenwetter nämlich etwas unpraktisch gewesen.
1. Nacht
Gefahrene Kilometer | Tagesziel |
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400 | Schorndorf |
SP Sportpark Rems | |
5 € (kann nur per Parkster App bezahlt werden) |
Donnerstag, 12. September 2024
Heute fahre ich nach Göppingen, wo es ab morgen den Tag der offenen Tür der Firma Märklin geben wird. Ich bin mal gespannt, wie voll das wird und wie das insgesamt ablaufen wird.
Jedenfalls gibt es an dem großen Parkplatz der Hohenstaufenhalle oder EWS-Arena, wie sie aktuell heißt, schon Hinweisschilder mit der Aufschrift "Märklin".
Direkt nebenan liegt ein kleiner innerstädtischer Park und hier hat die Stadt Göppingen einen Teil eines Parkplatzes dauerhaft in einen Wohnmobilparkplatz umgebaut. Es gibt acht Stellplätze, von denen fünf bereits belegt sind, als ich eintreffe. Ich nehme gerne den sechsten Platz und nur eine halbe Stunde später sind alle acht Plätze belegt. Und das am frühen Morgen, so kurz nach 11 Uhr.
Auf der Anfahrt hatte ich auf dem Parkplatz des Klosters Adelberg angehalten, um etwas auf dem Handy nachschauen zu können. Dabei machte die Anlage einen sehenswerten Eindruck und ich hatte mir überlegt, dass ich hierher später einfach nochmal mit dem Fahrrad zurückkommen könnte.
Genau so mache ich das dann auch, nachdem alles so weit aufgebaut ist. Allerdings möchte ich nicht über die Bundes- und die Landstraße zum Kloster fahren. Lieber würde ich eine schöne Fahrradroute nehmen.
In GoogleMaps scheint es so, als würde mir eine solche gute Fahrradroute angeboten. Leider ist das aber nicht so. Es werden Verbindungen angezeigt, die dann vor Ort nicht vorhanden sind. Eigentlich gar nicht so schlimm, weil es dadurch nur etwas weiter wird, was aber mit einem eBike sowieso nicht wichtig ist. Zu Hause nehme ich ja auch immer die sicherere und schönere Route, auch wenn die länger sein sollte.
Nein, wirklich schlimm ist der letzte Anstieg zum Kloster. Da gerate ich auf einen steilen Wanderweg mit losem Schotter als Untergrund. Da kann man dann nur noch schieben. Dadurch komme ich dann doch ziemlich "erwärmt" oben an.
Letztlich erschließt sich mir das (ehemalige) Klostergelände mit seiner Aufteilung dann doch nicht so richtig. Und von hier oben sehe ich nämlich dunkle Regenwolken auf mich zukommen.
Ich suche also gar nicht lange nach Erläuterungen zu dem Gelände, sondern nehme jetzt die schnellste Route zurück nach Göppingen. Und in der Abfahrt geht es wirklich schnell.
• Bekanntester Klosterschüler war hier Johannes Kepler, der Astronom und Mathematiker
Später drehe ich dann noch eine Runde zu Fuß durch Göppingen. Und ich schaue mir auch den Stand der Vorbereitungen am Märklinwerk für die beiden folgenden Tage an. Hier werden mehrere große Zelte aufgestellt und ich vermute, dass morgen so einiges geboten sein wird.
Die meisten Camper auf dem Stellplatz, also zumindest diejenigen, mit denen ich ins Gespräch komme, sind übrigens tatsächlich wegen des Tages der offenen Tür bei Märklin hier.
So hat man dann zwei Dinge über die man fachsimpeln kann. Das wohnmobile Camperleben und die Modelleisenbahn.
Besonders freue ich mich, dass ich hier auch mal wieder ein Schwesterchen von Nolwenn auf dem Stellplatz sehe. Aus Bremen kommend wurde dieses Fahrzeug über einen Händler in Norddeutschland verkauft. Wir haben einen sehr interessanten Erfahrungsaustausch über die Veränderungen an den Fahrzeugen aber vor allem auch an die unterschiedlichen Mängel und Probleme.
2. Nacht
Gefahrene Kilometer | Tagesziel |
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22 | Göppingen (1. Nacht) |
SP Schockensee | |
0 € |
Freitag, 13. September 2024
Wie war das noch? Lieber Freitag, als Montag der 13. :-)
So, heute geht es also um die Modelleisenbahn. Um 9 Uhr beginnt der offizielle Teil des Tages der offenen Türe im Werk der Fa. Märklin.
Als ich eine Viertelstunde vorher an dem Gelände eintreffe, hat sich bereits eine lange Schlange gebildet. Die Menschenmenge verteilt sich zunächst auf zwei Hauptattraktionen, auch wenn beide noch geschlossen sind.
Zum einen ist da der Eintritt zum Rundgang durch das Werk und zum anderen zu einem großen Veranstaltungszelt mit der Aufschrift "Sonderverkauf". Man könnte meinen, dass da eher "Schnäppchenmarkt" dran stehen würde.
Ich entscheide mich zunächst für den Rundgang durch das Werk und bin beeindruckt wie viel Produktionsschritte hier vollzogen werden. Und das zu einem großen Teil in Handarbeit!
An einer Attraktion kann ich nicht einfach vorbeigehen. Der Selbstmontage einer Lok aus dem Start-Up-Programm. Die Einzelteile liegen in einem Kasten und nachdem ich den (reduzierten) Preis der Lok bezahlt habe, darf ich diese selber zusammensetzen - und danach natürlich auch behalten und mit nach Hause nehmen.
Allerdings darf man sich da keine komplizierten Arbeiten vorstellen. Im Prinzip werden die Teile nur vorsichtig zusammengesteckt, also eher etwas für Kinder. Überhaupt sieht das so aus, als hätte man die eigentlich fertige Lok vorher extra zerlegt, damit die Besucher sie dann wieder zusammen setzen können. Aber egal, es geht schließlich um den Spaßfaktor.
Im Schnäppchenmarkt wird zwar nichts verschenkt, aber einige Sachen sind wirklich viel günstiger als im normalen Verkauf. Bei den Lokomotiven gibt es Aufkleber "2. Wahl - kleine optische Mängel", von denen ich allerdings keine entdecken kann. Vielleicht einfach ein Marketing- oder Steuertrick, um die Sachen so günstig anbieten zu können. Den Käufern soll es wohl Recht sein.
Gegen 15 Uhr mache ich mich dann wieder auf den Weg zu Nolwenn. Offiziell soll zu dieser Uhrzeit auch die Veranstaltung zu Ende gehen. Das warte ich aber nicht ab, weil ich sowieso genug gesehen habe.
Den Regen am Nachmittag sitze ich aus und gehe anschließend noch eine längere Runde spazieren. So komme ich endlich mal wieder auf die 10k Schritte. Das wird hoffentlich in Zukunft wieder häufiger passieren.
Außerdem war Gasflasche 1 heute leer. Die war vor Reiseantritt schon knapp und ich hatte mir vorgenommen, sie vor der Grenze in Lindau noch zu tauschen, auch wenn sie vielleicht noch nicht ganz leer gewesen wäre. Das wird nun also ein Punkt, der morgen auf jeden Fall noch zu erledigen ist. Nur dass ich direkt in Göppingen den Tausch machen kann.
3. Nacht
Gefahrene Kilometer | Tagesziel |
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0 | Göppingen (2. Nacht) |
SP Schockensee | |
0 € |
Samstag, 14. September 2024
Mit meinem Aufbruch lasse ich mir heute viel Zeit. Es soll ja nur bis zum Bodensee gehen. Da brauche ich mich nicht zu beeilen. Hab' ich zumindest gedacht!
In Göppingen beim Obi noch schnell die leere Gasflasche getauscht, nebenan einmal vollgetankt und noch ein paar Lebensmittel für die ersten Tage in der Schweiz gekauft.
Dann auf die B10 und nicht auf die Autobahn, wo wie immer Stau herrscht. Die Bundesstraße kann man im Prinzip wunderbar bis zum Dreieck Hittistetten, also bis hinter Neu-Ulm durchfahren, bevor man dann auf die A7 wechselt. Leider hatte ich die Sperrung der B10 an der Geislinger Steige nicht mitbekommen und muss dort einen ziemlichen Umweg fahren. Aber egal, etwas Stau und Umweg ist ja immer.
Am Bodensee wollte ich auf den Park-Camping in Lindau gehen, aber als ich kurz vor 15 Uhr dort ankomme, geht die Warteschlange bis über die Bahnlinie zurück. Mit Beifahrerin hätte ich mich in die Schlange gestellt und Tina wäre nach vorne gegangen, um rauszufinden, ob sich Warten lohnt.
Leider bin ich alleine und nur auf Verdacht will ich mich nicht in die Reihe stellen. Und Nolwenn stehen lassen und nach vorne gehen, kann ich ja auch nicht.
Also schaue ich mir auch noch den hiesigen Stellplatz an. Aber der ist so trist, dass er schon vom Anblick her depressiv macht. Zu bieten hat er sowieso nicht viel.
Kurzfristig entschließe ich mich doch für die Weiterfahrt in die Schweiz. Am Bodenseeufer entlang umfahre ich die Österreichische Maut-Autobahn. Für Lkw ist der Grenzübertritt über die Uferstraße verboten, aber für Wohnmobile gilt eine Ausnahme, die auch beschildert ist.
Für mich überraschend ist der Sprit in Österreich günstiger als auf der deutschen Seite. Also tanke ich nochmal in Bregenz, bevor es endlich in die Schweiz geht.
Den ganzen Tag schon wird für beide Seiten des Gotthard mordsmäßig Stau angesagt. Dort ist Blockabfertigung in beiden Richtungen angesagt. Leider wird dabei meine Route über den San Bernardino als Ausweichstrecke und Alternative genannt.
Aber bis auf einen Stau nach Unfall komme ich gut voran. Und dann geht es richtig in die Berge. Die Via Mala ist ja sogar auf der sogenannten Autobahn richtig spannend. Es gibt aber keine Möglichkeit auch mal anzuhalten und einen Blick in die Schlucht zu werfen. Und während der Fahrt verkneift man sich solche Versuche besser.
Die Strecke geht bis auf knapp über 1.600 m Höhe. Trotz der Wettermeldung fängt der Septemberschnee in diesem Teil der Berge aber erst weiter oberhalb an. Es gibt also keine winterlichen Verkehrsbeeinträchtigungen.
Im Radio des Schweizer Rundfunks werden aber trotzdem ein Duzend Pässe aufgezählt, die alle gerade gesperrt oder nur mit Einschränkungen zu befahren sind.
An der Ausfahrt des San Bernardino-Tunnels gibt es einen Parkplatz und ich halte kurz an, um wenigstens mal ein Foto von der Überfahrt zu machen. Danach geht es ziemlich rasant wieder ins Tal.
In Bellinzona folge ich dem ersten Hinweisschild zu einem Campingplatz und bekomme noch einen halben Notplatz. Aber Campingplatz war mir heute wichtig, um nochmal richtig zu duschen - und nicht nur im Wohnmobil.
Und das Schöne an der langen Fahrt des heutigen Tages ist, dass es hier auf der Südseite der Berge wirklich viel wärmer ist. Im Vergleich zum Bodensee sind hier locker 10 Grad mehr zu verzeichnen.
Das Restprogramm des Tages ist einfach. Aufbauen, Essen, Duschen und dann noch etwas an diesem Bericht schreiben.
4. Nacht
Gefahrene Kilometer | Tagesziel |
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386 | Bellinzona |
CP Bellinzona | |
29,30 SFr ≈ 31,13 € |
Sonntag, 15. September 2024
Am Morgen telefoniere ich in aller Ruhe mit Tina, als die Verbindung plötzlich abbricht. Anders als ich es gelesen hatte, gibt mein Vertrag doch keine EU-gleiche Abrechnung in der Schweiz her. Ganz im Gegenteil, Telefonate müssen mit einem unverhältnismäßig überteuertem Preis bezahlt werden. Nach kurzer Zeit ist daher jegliches Guthaben meiner Karte verbraucht.
Eigentlich erleichtert mir das aber meinen Plan, heute zunächst nach Italien durchzufahren. Da wäre ich wieder in der EU und könnte zumindest wieder telefonieren. Und ich könnte von dort auch mein Guthaben auffrischen.
Als Ziel suche ich mir das Westufer des Lago Maggiore aus. Kurz nach dem Start teilt sich die Autobahn und ich verwechsele mal wieder Lugano und Locarno. Das sind so die Nachteile, wenn man alleine ohne Navigator unterwegs ist.
Ich lerne also unfreiwillig die Passstraße des Monte Ceneri kennen, kann von oben einen ersten Blick auf den Lago werfen und muss danach dann wieder auf der anderen Seite runter ins Tal fahren.
Außerdem lerne ich die Innenstadt von Locarno kennen, da mich das Navi mitten durch die Stadt führt, anstatt die Autobahn zu benutzen. In Richtung der Italienischen Grenze ist die Küstenstraße zunächst sehr schön und gut ausgebaut.
Doch dann wird es immer enger. Und es wird auch immer voller. Unzählige Camper, aber auch normale Wochenend-Ausflügler vor allem mit Cabrios sind unterwegs. Hatte ich erwähnt, dass hier bombastisches Wetter mit rund 27 Grad herrscht?
Die Fahrt auf der schmalen Straße erfordert höchste Konzentration. Oftmals stehen die Fahrzeugschlangen in beiden Richtungen. Und dann sind auch noch alle Campingplätze ausgebucht. Ich versuche es bei mehreren, aber immer ohne Erfolg.
Je weiter ich mich von der Grenze entferne, desto geringer wird der Verkehr. Auch wenn die Straße nach wie vor ziemlich eng bleibt, ist die geringere Verkehrsdichte nun doch viel angenehmer.
Ich versuche es nochmal an einem Campingplatz. Dort ist tatsächlich noch eine Art Notplatz frei, aber der soll 45 Euro kosten. Das ist der Pauschaltarif für zwei Personen, von dem auch nicht abgerückt wird. Lediglich einen Euro weniger an Kurtaxe wäre zu zahlen.
Aber die nette Dame an der Rezeption macht mir einen anderen Vorschlag. Man betreibe auch noch einen Stellplatz für Wohnmobile, nur drei Kilometer weiter. Den hatte ich auch schon in einer App gefunden und mir sowieso mal anschauen wollen. Die Rezeptionsdame kann über eine Webcam sehen, dass noch mehrere Plätze frei sind, so dass ich mich entschließe lieber dorthin zu fahren.
In den Bewertungen des Platzes war immer wieder von einer schwierigen Anfahrt die Rede. Das kann ich nun also bestätigen. Die letzte Minute der Anfahrt ist ziemlich gruselig. Steil, einspurig eng und fast keine Ausweichmöglichkeiten. Ich bin heilfroh, dass mir hier niemand entgegen gekommen ist.
Auf der superschmalen Strecke kann sich auch zum ersten Mal der Bumper am rechten Spiegel bewähren. Ich bleibe an einer vorspringenden Mauer hängen und der Spiegel klappt ein, jedoch ohne dass etwas beschädigt worden wäre. Glück gehabt!
Hat man den Stellplatz erst einmal erreicht, ist es hier wunderbar. Ich checke also ein und suche mir ein freies Plätzchen. Auch aus der zweiten Reihe kann ich über den See schauen. Außerdem haben die Plätze der zweiten Reihe eigene kleine Aussichtsterrassen, von wo man über das eigene Mobil schauen kann.
Und dann habe ich erst einmal Hunger, mache mir etwas zu essen und gehe erst später runter zum See und noch später nach oben ins Dorf, das oberhalb des Stellplatzes liegt.
5. Nacht
Gefahrene Kilometer | Tagesziel |
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69 | Oggebbio (1. Nacht) |
SP Area Camper Oggebbio | |
28 € |
Montag, 16. September 2024
Zum Frühstück mache ich es mir noch auf dem Platz von letzter Nacht bequem. Und schon während meines Frühstücks setzt hier die große Abreisewelle ein.
Kurzentschlossen setze ich Nolwenn dann nochmal um in die vordere Reihe. Hier erweist sich die Hecksitzgruppe mal wieder als Trumpf, da sie einen schönen Blick auf das Seepanorama bietet.
Heute erkunde ich die am Hang liegenden kleinen Dörfer zu Fuß, was sich als gute Entscheidung entpuppt. Selbst mit dem Fahrrad wäre ich zu unbeweglich für die winzigen Gassen und unzähligen Treppen und Treppchen. Da kommt man wirklich nur zu Fuß hin.
Rund um die Kirche San Rocca liegt meiner Meinung nach der Höhepunkt dieser verrückten, total verschachtelten Bauweise. Man fühlt sich hier ins Mittelalter versetzt, auch wenn die Bauten noch gar nicht so alt sind.
Unterhalb des Kirchenplatzes liegt das ehemalige öffentliche Waschhaus. Bzw. das Waschhaus stand ursprünglich mal unterhalb der Kirche, bis man auf die Idee kam, selbiges zu überdachen und auf dem Dach der somit entstandenen Galerie den Kirchenplatz anzulegen.
Am späten Nachmittag ist hier dann auch Schluss mit Sonnenschein und es ziehen immer mehr Wolken von Nordost herein. Es regnet zwar nicht, aber die Wolken bilden auch ein sehenswertes Spektakel an unterschiedlichen Formen.
6. Nacht
Gefahrene Kilometer | Tagesziel |
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0 | Oggebbio (2. Nacht) |
SP Area Camper Oggebbio | |
28 € |
Dienstag, 17. September 2024
Irgendwie ist das ja alles schön und gut mit Italien und Lago Maggiore. Aber so langsam muss es jetzt doch mal um das Motto dieser Reise gehen: Die Schweiz und ihre Passstraßen.
Dafür werde ich heute wieder in die Schweiz zurückfahren. Allerdings nicht auf dem gleichen Weg, auf dem ich am Sonntag gekommen bin, sondern ich werde über den 2.005 m hohen Simplonpass weiterfahren.
Die Ausfahrt vom Stellplatz schaffe ich fast ohne Gegenverkehr. Nur ganz unten kommt mir ein deutscher VW-Bulli-T3-Campingbus entgegen. Das ist mein Glück. Eigentlich gilt in Italien, dass die Bergauffahrt Vorrang hat. Die Einheimischen nehmen das wohl auch knallhart in Anspruch und lassen die Wohnmobile eiskalt wieder rückwärts den Berg zurücksetzen. So ist das jetzt aber nicht. Danke!
Auf der Hauptstraße habe ich auf einmal die Eingebung, dass ich die in Italien vorgeschriebene Warntafel zur Ladungssicherung am Fahrrad gar nicht montiert habe. Die wird dann in der nächsten Haltebucht angebracht.
Die richtige Strecke zum Simplonpass ist nicht ganz einfach zu finden. Ich wundere mich, dass der Pass nicht ausgeschildert ist. Bis mir irgendwann ein Licht aufgeht, dass "Sempione" italienisch für Simplon ist. Und das lese ich natürlich schon die ganze Zeit.
Die Strecke über den Simplonpass ist leicht zu fahren. Tatsächlich fahren hier auch viele 40-Tonner drüber, die sich die Kosten für die Bahnverladung sparen wollen. Eigentlich ist das total unsinnig und kann sich für die Speditionen doch gar nicht rechnen. Ist aber trotzdem so.
Mit dem Simplonpass hat Nolwenn dann auch den ersten 2.000er Pass dieser Reise geschafft. Der eine oder andere wird hoffentlich noch dazu kommen. Leider sind nach wie vor einige Pässe gesperrt, aber ich hoffe, dass ich bis zum Wochenende noch ein paar Pässe fahren kann.
Für heute fahre ich aber weiter in Richtung Matterhorn. Diesen Berg möchte ich mir unbedingt mal in echt anschauen. Bis Zermatt darf man allerdings nicht fahren, sondern in Täsch, dem letzten Dorf vor Zermatt ist die öffentliche Straße zu Ende. Zum Glück gibt es dort einen sehr schönen Campingplatz, wo ich unterkommen kann.
Von Täsch aus fahren alle 20 Minuten Shuttle-Züge nach Zermatt, das ja nur rund 7 km entfernt liegt. Entweder werde ich morgen mit einem dieser Züge fahren oder, was ich gerade favorisiere, ich nehme die letzte Steigung und die letzten 150 Höhenmeter mit dem eBike in Angriff.
Für heute bin ich damit zufrieden, eine erste Besichtigungsrunde in dem Dörfchen Täsch zu gehen.
Hier gibt es ein großes Bahnterminal, wo die vielen Bahnreisenden aber auch viele Menschen mit ihren Pkw ankommen und dann in die Shuttle für das letzte Stück steigen.
Darunter sind natürlich auch viele Nicht-Europäer und die werden hier in Täsch so richtig über den Tisch gezogen. Der Knaller ist für mich das Angebot eines Currywurst-Tellers für 17,90 Schweizer Franken, also rund 19 Euro!
Ansonsten ist das ein schöner Ort. Und auch der Campingplatz gefällt mir sehr. Irgendwie so ursprünglich ohne Schnick-Schnack. Einfach nur ein naturnaher Campingplatz, so wie ich das mag.
7. Nacht
Gefahrene Kilometer | Tagesziel |
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162 | Täsch (1. Nacht) |
CP Alphubel | |
28,50 CHF |
Mittwoch, 18. September 2024
Die Nacht war klar und kalt. Am Morgen sind es hier auf 1.400 m Höhe nur noch 4 Grad. Von der Mondfinsternis, die es in der Nacht gegeben hat, habe ich übrigens trotz des klaren Himmels nichts mitbekommen. Zu der Zeit wollte ich lieber noch schlafen.
Nach dem Frühstück mache ich das Fahrrad startklar. Es gibt zwar einen sogenannten Radweg nach Zermatt, aber der ist wohl nur für Mountainbiker vorgesehen und geeignet. Da möchte ich mit meinem Trekkingrad nicht lang fahren. Also nehme ich die ganz normale Straße.
Es ist verwunderlich, wie viele Autos dann doch in das eigentlich "autofreie" Zermatt fahren. Wahrscheinlich alle mit Ausnahmegenehmigungen. Muss ja auch, damit die Parkhäuser!? in Zermatt genug Kundschaft haben.
Mich stört das auf der Fahrt aber nicht und ich komme gut voran. Mit einem Ebike sind die paar Kilometer wirklich leicht zu bewältigen. Schwieriger ist es dann schon, in Zermatt einen geeigneten Abstellplatz für das Fahrrad zu finden. Dafür muss ich schon einige Zeit suchen, da anscheinend alle Zermatter mit Fahrrädern unterwegs sind und die gesamte Innenstadt mit den Rädern zugeparkt ist.
Ich schließe das Rad gut an und mache mich auf den Weg. Während einer kleinen Orientierungsrunde durch Zermatt komme ich auch an der Tourist-Info vorbei, wo ich einen kleinen Stadtplan bekomme. Auf diesem Plan finde ich auch einen Weg, den ich oberhalb von Zermatt entlang gehen möchte.
Es handelt sich, wenn man den Aufstieg dorthin erst einmal geschafft hat, um einen gemütlichen und gut ausgebauten Panoramaweg, der weitgehend auf einer Höhe verläuft. Für eventuell mitlaufende Kinder gibt es einige Stationen, wo diese sich betätigen können.
Nach ungefähr einer Stunde habe ich den Punkt erreicht, wo es wieder nach Zermatt hinunter geht. Aber irgendwie habe ich noch keine Lust dazu.
Nach ausgiebigem Kartenstudium biege ich bergaufwärts ab. Ich habe zwar keine Ahnung, wie weit es bis zu den eingezeichneten Almwirtschaften ist, oder wie steil es dort hinauf geht, aber ich probiere es einfach mal aus.
Es entpuppt sich als schöne, aber auch recht steile Strecke, auf der man fast die ganze Zeit schön zum Matterhorn rüber schauen kann. Leider ist die Sache mit dem klaren Himmel schon wieder fast vorbei. Das Matterhorn sammelt wieder Wolken um sich herum und versteckt sich in selbigen. Zum Glück war ich früh genug unterwegs, um den Berg in seiner vollen Größe sehen zu können.
Den ersten Blick hatte ich bereits auf der Straße vom Fahrrad aus. Und auch bei der Runde durch Zermatt und dem Aufstieg zum Panoramaweg zeigt sich der Berg in ganzer Pracht und ich mache viele Fotos.
Tatsächlich erreiche ich auf dem steilen Weg nach oben auf 2051 m Höhe einen kleinen Gasthof oder Almwirtschaft oder wie auch immer man dieses Lokal nennen soll. Ich bestelle mir einen Apfelstrudel und eine Tasse Kaffee, die ich in der Sonne bei schöner Aussicht genieße.
Danach mache ich mich aber auf den Rückweg. Morgen werde ich bestimmt ordentlich Muskelkater haben. Das Abfedern jeden Schrittes beim Bergabgehen ist schon anstrengend. Zum Glück habe ich meine Wanderstöcke, mit denen ich auch immer etwas Schwung abfangen kann.
In Zermatt läuft dann alles umgekehrt. Ich ziehe mich wieder zum Radfahren um und brause in rasantem Tempo wieder hinunter nach Täsch, wo Nolwenn auf dem Campingplatz wartet.
Für heute gibt es nicht mehr viel Programm. Klar, etwas zu Essen machen und Duschen und solche Sachen. Aber keine weiteren Ausflüge oder Besichtigungen mehr.
8. Nacht
Gefahrene Kilometer | Tagesziel |
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0 | Täsch (2. Nacht) |
CP Alphubel | |
28,50 CHF |
Donnerstag, 19. September 2024
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Heute erst mal etwas "Schweiz für Anfänger".
Die knallbunten Geldscheine und die dünnen Blechmünzen sind nicht aus der Kinderpost, sondern das ist hier in der Schweiz echtes Geld und man kann damit echte Einkäufe tätigen.
Die Schweizer Franken haben eine Unterteilung in Rappen. 100 Rappen sind 1 Schweizer Franken. Beides, sowohl Franken wie auch Rappen, wird sprachlich nur in der Pluralform benutzt, auch wenn man nur 1 Rappen oder 1 Franken hat.
Eine besondere Münze ist die zu 50 Rappen. Die ist besonders klein und wird als 1/2 Franken geprägt, also nicht mit einer 50 darauf.
Der Wechselkurs mit dem Euro ist nicht festgeschrieben, sondern unterliegt Schwankungen. An sehr vielen Orten der Schweiz nimmt man gerne auch Euro als Zahlungsmittel. Allerdings zahlt der Tourist hier immer eine heftige Wechselgebühr mit dazu.
Am besten hebt man in der Schweiz an einem Automaten Franken-Bargeld ab, wobei zu Hause entsprechend des aktuellen Wechselkurses abgerechnet wird. Oder aber man bezahlt in Franken mit einer Kreditkarte. Auch dann wird zum offiziellen Kurs umgerechnet und abgebucht.
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Jetzt aber wieder zur Reise:
Weiter geht heute die Pässetour. Und nachdem ich wieder zurück ins Tal der Rhone gefahren bin, geht es unten rechts ab und Rhone aufwärts bis Ulrichen. Hier zweigt rechterhand der Nufenenpass ab.
Mit 2.478 m ist es der höchste Pass hier in der Gegend. Die Strecke ist leicht zu fahren. Es ist genügend Platz und auch die Kehren sind nicht besonders eng.
Die Strecke windet sich steil nach oben und schon unterwegs hat man schöne Aussichten auf die umliegenden Berge. Auf der Passhöhe wird natürlich ein Fotostopp eingelegt. Die kleinen Seen hier oben sind teilweise zugefroren.
Auf der anderen Seite geht es dann kurzfristig wieder in die italienisch sprechende Schweiz, das Tessin. Unten angekommen zweigt in Airolo die Gotthardstraße links ab. Es herrscht hier ein ziemliches Durcheinander der verschiedenen Routen über den Gotthard.
Da ist zum Einen die Autobahn, die in den Gotthardtunnel führt. Die möchte ich nicht nehmen. Die ganz alte Gotthardstraße, Tremola genannt, darf ich mit der zu großen und zu schweren Nolwenn nicht befahren. Also habe ich mir die "Autobahn" über den Gotthard bzw. die neue Gotthardstraße ausgesucht.
Nachdem in dem Gewirr der Abzweigungen erst einmal die richtige Auffahrt genommen ist, kann diese Straße total einfach befahren werden.
Auf der Passhöhe in 2.091 m Höhe lege ich natürlich auch wieder einen Fotostopp ein. Hier oben könnte man auch mit dem Wohnmobil übernachten, aber mir wird das da oben vermutlich zu kalt, so dass ich dann wieder ins Tal fahre.
Am unteren Ende der Gotthardstraße liegt Andermatt, wo ich für heute Nacht bleiben werde. Der sogenannte Campingplatz ist eigentlich nur ein Schotterplatz direkt neben der Talstation der Bergbahn. Für Skifahrer im Winter ganz sicher ultrapraktisch. Und im Sommer steht für Zeltcamper gegenüber noch ein Wiesenstück zu Verfügung.
Vom Campingplatz aus sind es nur wenige Meter zu der bekannten James-Bond-Goldfinger Tankstelle. In den Bondfilmen ist die Fahrt über den Furkapass und die Szene an der Tankstelle in Andermatt wohl unvergessen.
Leider ist von der Tankstelle nur ein trauriger Rest übrig geblieben. Schon vor längerer Zeit hatte man das Gebäude abgerissen und ein Hotel an der Stelle errichtet. Nur das Dach der Tankstelle, den Betonsockel der Tanksäulen und witzigerweise den Blumenkübel an der Abgrenzung zur Straße hatte man erhalten.
Das Hotel hatte man Goldfinger entsprechend "Aurora" genannt. Im Film ist im Hintergrund sogar zu erkennen, dass es vor 60 Jahren auch den Campingplatz bereits gegeben hat - zumindest den Teil auf dem auch heute noch die Zeltcamper untergebracht werden.
Schade, dass man das nicht besser gepflegt hat. Ich wäre mir sicher, dass auch heute noch viele Leute hier vorbeikämen, nur um die Szene aus dem Film mit eigenem Auto (oder Wohnmobil) nachzustellen. Leider darf ich hier ja keine Vergleichsbilder aus dem Film einstellen. Aber eine einfache Suche im Internet bringt die Szenen, die ich meine, als Suchergebnis.
Auf jeden Fall sind heute wieder zwei wichtige Schweizer Pässe zu meiner Pässetour dazugekommen. Mit dem Nufenen auch schon der höchste Pass für diese Reise. Und für morgen habe ich mir auch wieder mehrere Pässe vorgenommen. Damit bekommt dann das Motto dieser Reise auch endlich seinen Inhalt.
9. Nacht
Gefahrene Kilometer | Tagesziel |
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137 | Andermatt |
CP Gotthard | |
21 CHF |
Freitag, 20. September 2024
Heute gibt es die Königsetappe dieser Reise. Von Andermatt ein Stück die Gotthardstraße hinunter nach Wassen. Hier führt die Straße durch die sogenannte Teufelsschlucht, von der man nicht glauben mag, dass es möglich war, hier eine Straße zu bauen.
Danach folgen vier Pässe mit über 2.000 m Höhe. Zuerst der Sustenpass, dann Grimselpass mit dem Bahnhof der Furka Dampfbahn im Übergang zum Furkapass. Danach geht es wieder runter nach Andermatt. Diesmal jedoch über die Umgehungsstraße vorbei zum letzten Pass des Tages, dem Oberalppass.
Danach folgt die Straße dem Lauf des jungen Vorderrheins. Bevor sich dieser mit dem Hinterrhein in Reichenau vereint, biege ich rechts ab und steure einen kostenlosen Stellplatz in der Nähe der Rheinschlucht an.
Nach der vielen Fahrerei heute muss ich mich noch etwas bewegen. Was liegt näher als eine kleine Wanderung zur Rheinschlucht. Es gibt sogar einen Aussichtspunkt von dem man einen der Bögen gut überblicken kann.
Das schönste Stück der Rheinschlucht ist allerdings nicht zu sehen. Es liegt etwas oberhalb und für die schon vorgerückte Uhrzeit etwas zu weit entfernt. Die Stelle nennt sich unter Kajakfahrern das "Schwarze Loch" und ist eine Engstelle, wo der Rhein so richtig brodelt.
Wir waren vor vielen Jahren in unserer aktiven Kajakzeit dort. Die Wellen waren so hoch, dass wir mit den damals üblichen 4 Meter langen Kajaks geradezu verschluckt wurden.
Teufelsschlucht zwischen Andermatt und Göschenen
Sustenpass (2.260 m)
Grimselpass (2.164 m)
Furka Dampfbahn und Furkapass (2.436 m)
Oberalppass (2046 m)
Blicke in die Rheinschlucht
Meine Schwerlastabgabe läuft so langsam aber sicher aus. Nur noch bis Sonntag. Dann muss ich um 23:59 Uhr die Schweiz wieder verlassen haben. Bzw. Nolwenn muss dann ausgereist sein.
Hieraus ergibt sich für mich ein Zeitproblem. Es gäbe so viel anzusehen und zu unternehmen, wofür die Zeit nun nicht mehr reichen wird. Es hat mir heute bereits wehgetan, dass ich an so vielen schönen und lohnenswerten Orten einfach so vorbeifahren musste.
Für morgen und übermorgen gilt also, die Zeit bestmöglich zu nutzen.
10. Nacht
Gefahrene Kilometer | Tagesziel |
---|---|
212 | Bonaduz |
SP an der Straße nach Versam | |
kostenlos |
Samstag, 21. September 2024
Der heutige Tag steht ganz im Zeichen der Rhätischen Bahn. Diese schmalspurige Eisenbahn kennt man durch so berühmte Züge wie den Bernina- oder Glacier-Express, die auf Fotos vorzugsweise bei bestem Sonnenwetter durch verschneite Berglandschaften fahrend zu sehen sind.
Aber auch einige berühmte Bauwerke gibt es an den Strecken. Allen voran das Landwasserviadukt. Los geht es heute mit einer Fahrt zum Wanderparkplatz unterhalb der Brücke. Diese Steinbogenbrücke ist eines der Aushängeschilder der Rhätischen Bahn und taucht in sehr vielen Bildbänden über die Schweiz auf.
Auf beiden Seiten des Tales gibt es oberhalb der Brücke Aussichtspunkte, von denen man einen tollen Blick auf das Viadukt und die dort verkehrenden Züge hat, die auf der einen Seite direkt aus einem Tunnel kommen, bzw. darin verschwinden.
Vom Parkplatz aus laufe ich zum südlich gelegenen Aussichtspunkt. Es ist nicht weit, aber es geht steil bergauf. Man muss ja schließlich bis oberhalb der Brücke gelangen.
Natürlich bin ich auf gut Glück hierher gekommen, ohne mich vorher über irgendwelche Fahrpläne zu informieren. Deshalb bin ich etwas zu früh und muss knapp 20 Minuten warten, bis kurz hintereinander die beiden Züge für beide Fahrtrichtungen vorbeikommen. Besser informierte Fotografen wissen zu berichten, dass die Züge immer einmal stündlich ungefähr zur vollen Stunde fahren, heute jedoch Verspätung haben. Also wäre ich quasi fast pünktlich gewesen.
Nachdem die Züge durchgerollt sind, wechsle ich auf den Aussichtpunkt auf der anderen Talseite. Dafür muss ich wieder bis ganz nach unten zum Parkplatz und auf der anderen Seite noch steiler als zuvor wieder nach oben. Aber ich habe ja fast eine Stunde Zeit.
Diesmal sind die Züge pünktlich. Schwierig ist die Entscheidung, ob man Fotos oder doch lieber ein Video machen möchte. Die echten Profis haben daher mehrere Kameras auf Stativen dabei und warten auch mehrere Stunden für mehrere Zugdurchläufe.
Ich bitte eine andere Fotografin, ein Foto von mir mit der Brücke im Hintergrund zu machen. Das macht sie auch, aber sie schafft es auch die Handykamera in den Selfie Modus umzuschalten. Diese Fotos habe ich dann gelöscht.
Danach fahre ich ein Stück in Richtung des Albulapasses. Diesen Pass darf ich mit Nolwenn nicht befahren. Nolwenn ist zu breit dafür. Aber ich darf bis zum Bahnhof in Bergün fahren, wo sich das Bahnmuseum der Rhätischen Bahn befindet.
Die Ausstellung beschäftigt sich sehr schön mit der Geschichte der Bahngesellschaft und der von ihr betriebenen Bahnlinien. Aber es gibt auch interaktive Elemente. Zum Beispiel eine alte Lok, das sogenannte rhätische Krokodil, in deren Führerstand mit den originalen Bedienelementen ein Lok-Simulator eingerichtet wurde.
Absoluter Höhepunkte des Museums ist für mich aber die Modellbahnanlage nach originalen Vorbildern der Strecke. Die Spurgröße ist die Spur 0m, also große Loks und Wagen auf schmalspurigen Gleisen. Zum Vergleich, meine Märklinbahn hat die Spurgröße H0, also "Halb Null". Damit ist meine Bahn nur halb so groß.
Ab 15 Uhr wird auf der Anlage "Betrieb gemacht", sprich die Züge fahren dann auch. Es ist ein Genuss, die großen Modelle zu beobachten, wie sie mit realistischen Fahrgeräuschen ganz butterweich über die Anlage rollen. Einfach großartig und ich bin froh, dass ich mir die Zeit dafür genommen habe. Es muss halt nicht immer das Wunderland sein.
Heute fahre ich dann nur noch auf den Campingplatz nach Chur. Ich bin so alle, dass ich heute auch nicht selber koche, sondern mir einfach im Restaurant des Campingplatzes etwas Leckeres bestelle.
11. Nacht
Gefahrene Kilometer | Tagesziel |
---|---|
98 | Chur |
CP Camp Au Chur | |
28,80 CHF |
Sonntag, 22. September 2024
Als Frühaufsteher verlasse ich heute den Campingplatz direkt um 8 Uhr. Es geht an die Liechtensteiner Grenze, wo mein Trauzeuge mit seiner Frau mittlerweile ein schönes Haus bewohnt. Die beiden sind inzwischen als Schweizer eingebürgert.
Wir treffen uns bei den beiden zu Hause zu einem ausgiebigen Brunch. Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen und es gibt sehr viel zu erzählen.
Irgendwann haben wir genug rumgesessen und wir fahren gemeinsam zu einem großen Flohmarkt, der heute in der Nähe stattfindet. Danach geht es durch Liechtenstein nach Österreich rein, wo wir uns in einer den beiden bestens bekannten Eisdiele ein leckeres Eis gönnen.
Danach geht es wieder zu den beiden nach Hause und der Abschied steht an. Die beiden übernehmen meine restlichen Bargeld-Franken und dann geht es auch für mich über Liechtenstein nach Feldkirch in Österreich.
Dort muss ich erstmal volltanken. Denn im Display gibt es schon die Warnmeldung, dass der Vorrat an Diesel so langsam zu Ende geht. Ich hatte es nämlich geschafft, den teuren Diesel in der Schweiz gar nicht tanken zu müssen. Und so kommt Nolwenn in den Genuss des günstigsten Dieselpreises seitdem wir sie haben.
Damit ist es dann soweit und die eigentliche Schweizer Pässetour geht zu Ende. Denn heute um Mittnacht wird der Gültigkeitszeitraum für Nolwenn in der Schweiz auslaufen. Also Zeit für eine kleine Zusammenfassung und, wie ich finde, Erfolgsbilanz.
Natürlich konnte ich nicht alle Pässe fahren, die ich gerne gefahren wäre, aber ich finde, dass Nolwenn ihre Sache richtig gut gemacht hat, so dass wirklich einige große Pässe bewältigt werden konnten.
- San Bernardino 1.631 m
- Monte Cenerie 554 m
- Simplon 2.005 m
- Nufenen 2.477 m
- Gotthard 2.091 m
- Susten 2.260 m
- Grimsel 2.164 m
- Furka 2.436 m
- Oberalp 2.046
• Im Vergleich zur geplanten Strecke sind die Abweichungen letztlich doch nur gering. Der ursprüngliche Plan musste also nur leicht abgeändert werden.
Leider hatte ich ja nur acht Tage in der Schweiz zu Verfügung. Das war bei Weitem nicht genug Zeit, um wirklich alles zu besichtigen, was mich interessiert hätte. Und die Westschweiz, die Zentralschweiz oder das Appenzeller Land musste ich völlig aussparen.
Gerne wäre ich auch noch mit den Zahnradbahnen auf Rothorn, Rigi und/oder Pilatus gefahren, oder hätte mir Jungfrau, Mönch und Eiger und die Schweizerischen Seen angeschaut. Aber dafür hätten vermutlich auch vier Wochen nicht gereicht. Mal sehen, vielleicht ergibt sich ja irgendwann eine Gelegenheit, die Lücken zu füllen.
Aber für den Moment ist die Pässetour zu Ende, auch wenn diese Reise noch weitergehen wird. Kommenden Donnerstag habe ich doch noch einen Termin bei Mi-Mobile in Remshalden bekommen. Bis dahin werde ich mir noch etwas die Schwäbische Alp und vor allem das obere Donautal anschauen.
Deshalb mache ich an dieser Stelle jetzt einen Cut und setze die weitere Beschreibung der Reise in einem gesonderten Epilog fort.
Für heute bin ich nur noch bis nach Lindau im Freistaat Bayern gefahren.
Der Stellplatz, der vor einer Woche so deprimierend aussah ist heute fast voll. Dadurch fällt das Deprimierende nicht so auf und ich bleibe für heute hier.
12. Nacht
Gefahrene Kilometer | Tagesziel |
---|---|
105 | Lindau |
SP Zech | |
20 € |